Victoria jauchzt heute noch, wenn sie die Bilder anschaut. Auf dem Kopf einen großen schwarzen Helm, neben sich eine professionelle Fahrerin, die mit ihr im schnittigen Porsche Runde um Runde über den Lausitzring dreht. "Das war wirklich ein ganz wundervoller Tag für unsere Kinder und auch für uns Eltern", schwärmt Mama Manuela Lenuweit und strahlt übers ganze Gesicht. Dankbar sei sie für das besondere Erlebnis gewesen, aber auch den Austausch mit anderen betroffenen Familien.
Immerhin: All jene, die an jenem 30. April auf dem Lausitzring zusammen kamen, vereinte etwas, das gemeinhin als Schicksal bezeichnet werden dürfte. Während Victoria aus dem Landkreis Meißen - sie wird von Sächsische.de schon seit über zehn Jahren begleitet - an einem sehr seltenen Gendefekt leidet und rund um die Uhr auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen ist, leiden andere Kinder und Jugendliche an Krebs, kämpfen gegen schwerste Erkrankungen, die ihre ohnehin erst kurze Lebensdauer absehbar macht.
An diesem Tag im Frühjahr ist ihnen wie auch den kleinen und größeren Gäste bei einer zweiten Veranstaltung Ende September jedoch etwas zuteilgeworden, was sie sich nicht kaufen können: unbeschwerte Momente voller Leichtigkeit. Ein Strahlen im bereits gezeichneten Kindergesicht, die Wärme der Gemeinschaft und aufrichtiges Mitgefühl, welches Kraft spendet. Eine kostbare, weil seltene Auszeit, die nicht nur Manuela und Dietmar Lenuweit als wunderschön in Erinnerung geblieben ist. "Der Tag auf dem Lausitzring zählt für uns zu den schönsten Erlebnissen dieses Jahres und war ein großes Geschenk", bekennt die 58-Jährige.
Ein Geschenk, das zweimal in diesem Jahr zum wiederholten Mal das rührige Team von Challengefeeling bereitete. Unter dem Motto „Nur gemeinsam sind wir stark“ setzen sich die Mitstreiter aus verschiedenen Teilen Sachsens für schwerkranke Kinder, Jugendliche und deren Familien ein. Gleich nun, ob beispielsweise die Dekra Lausitzring, Nudossi Radebeul, die Arendt Gruppe Elterlein oder die beiden Profis in Sachen schneller Geschwindigkeit an der Spitze. Jürgen Arendt und Alex Weber haben es sich seit 2017 zur Aufgabe gemacht, den Betroffenen etwas Licht in den sorgenvollen Alltag zu bringen.
Ein Alltag, der von lebensverkürzenden Krankheiten bestimmt werde, angefüllt sei mit unbeschreiblichen Herausforderungen zwischen Klinikaufenthalten, unverzichtbaren Medikamenteneinnahmen, dem stetigen Wechsel inmitten immerwährender Hoffnung zugunsten des geliebten Kindes und bitteren Rückschlägen. Gemeinsam den jahrelangen Leidensweg beschreiten und sich dabei dennoch mit dem qualvollen Gedanken vertraut zu machen, viel zu früh als später Abschied nehmen zu müssen, fordere jegliche Energien.
Gerade deshalb sei es so wichtig, für Lichtblicke zu sorgen und zu signalisieren, die betroffenen Familien wären keineswegs allein. "In einer Welt, die oft von Hektik und Oberflächlichkeit geprägt ist, gibt es Ereignisse, die uns innehalten lassen. Ereignisse, die uns daran erinnern, was wirklich wichtig ist: Menschlichkeit, Mitgefühl und die Freude, die in den Augen eines Kindes funkelt", gibt Alex Weber zu bedenken.
Funkelmomente, welche Challengefeeling zweimal im Jahr auf dem Dekra Lausitzring kreiert. Ein Fest für kleine Helden, die gegen Krankheiten ankämpfen, mit Behinderungen leben oder tragische Verluste erlitten haben. Mit der Unterstützung vieler fleißiger Helfer und zahlreicher emphatischer Menschen werde an jeweils zwei Tagen alles dafür getan, um wenigstens einmal für ein paar Stunden das teilweise unermessliche Leid auszublenden. Bereits jetzt sei eine Veranstaltung im Frühling 2024 in Planung. "Wer betroffene Familien, erkrankte Kinder und Jugendliche kennt oder kleine Menschen, denen wir ein wenig Sonnenzeit schenken können, kann sehr gern mit uns Kontakt aufnehmen", ermuntert Alex Weber.
Bei allem Mitgefühl und herzlichem Engagement wären diese Sonnenzeiten natürlich mit finanziellen Aufwendungen verbunden. Dankbar, so Alex Weber, sei man deshalb den zahlreichen Geldgebern, die verlässlich dafür Sorge tragen würden, dass die Veranstaltungen stattfinden könnten. Die Stiftung Lichtblick habe etwa ermöglicht, dass ein Foodtruck erstmals allen Gästen kostenloses Essen anbieten konnte. Eine gute Stärkung zwischen all den Angeboten, welche Challengefeeling vor allem zu bieten hat.
Mit einem schnittigen Fahrzeug - zur Wahl stehen dank der Unterstützer wie der Thomas Sportwagen GmbH Radebeul, dem MSC Berlin e.V. im DMV oder dem Herzfahrer Team von Christian Arnold mit Fahrzeugen aus dem Profi Motorsport, Sportwagen wie Ferrari, Porsche und Lamborghini - über eine echte Rennstrecke zu fahren, sei ein unvergessliches Erlebnis, von dem die Betroffenen lange zehren könnten. "Jürgen Arendt und mir geht es nicht nur um die bloße Organisation einer Veranstaltung! Wir sind dankbar für all unsere Mitstreiter und Unterstützer, denen es während des Zusammenseins mit den Familien gelingt, eine Botschaft von Liebe und Mitgefühl auszusenden", bekennt Alex Weber. Eine, die mächtiger sei als jeder aufheulender Motor und inspirierender als jeder Sportwagen. Gemeinsam könne man die Welt eben doch ein wenig besser machen.
Text: Catharina Karlshaus